09. Juni 2023

Scheidenpilz – Vorbeugen, erkennen und behandeln

Scheidenpilz – Vorbeugen, erkennen und behandeln

Der weibliche Intimbereich wird von zahlreichen Mikroorganismen besiedelt, die die gesunde Scheidenflora bilden. Kommt sie aus der Balance, haben Bakterien und Pilze freie Bahn. Dagegen lässt sich allerdings einiges tun – auch präventiv.

Jucken, brennen und flockig-weisser Ausfluss

Jede zweite Frau leidet mindestens einmal in ihrem Leben an einem Scheidenpilz, etwa fünf Prozent der Frauen regelmässig und sogar mehr als viermal pro Jahr.
Der Übeltäter ist meistens der Candida albicans, wie der Pilz im Fachjargon heisst. Zwar kommen Bakterien und Pilze natürlicherweise im Intimbereich vor – der grösste Anteil der Scheidenflora  besteht aus Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen genannt. Diese sorgen für einen sauren PH-Wert, der die Armee gegen krankmachende Erreger bildet. Aber ist das Gleichgewicht der Scheidenflora gestört, fehlt dieser Schutz und es kann zu einer Pilz- oder bakteriellen Infektion kommen.

Verschiedene Einflüsse als Auslöser

Gerade Antibiotika stehen oft am Anfang einer Pilzinfektion.
Sie töten die schützenden Laktobazillen ab, sodass sich andere Keime munter vermehren können. Aber auch ein geschwächtes Immunsystem, Stress, eine Krankheit wie Diabetes oder hormonelle Veränderungen können Ursachen sein. Oft tritt ein Scheidenpilz auch während oder nach der Periode auf: Der Grund ist, dass während der Menstruation der pH-Wert der Vagina steigt, wovon der Pilz profitiert.

Tabu Intimbereich: Tempi passati?

Die Tabuisierung des Intimbereichs ist leider noch nicht da, wo sie hingehört: in vergangene Zeiten.
Gerade ein Scheidenpilz ist noch immer schambehaftet, und nach wie vor wird er mit mangeln-der Hygiene in Verbindung gebracht. Dabei ist gerade das Gegenteil der Fall. Frauen, die ihren Intimbereich überpflegen, reizen Haut und Schleimhäute und bringen damit möglicherweise den empfindlichen pH-Wert der Vagina aus der Balance. Dabei ist die Scheide äusserst intelligent konzipiert: Sie reinigt sich von selbst. Deshalb ist weniger mehr. Die Scheide sollte nie mit Duschgel, Seife oder anderen Reinigungsprodukten ausgewaschen werden. Den äusseren Intimbereich mit warmem Wasser abzuspülen, reicht zudem vollkommen. Wem das zu wenig ist, verwendet einen sanften, parfümfreien Reinigungsschaum mit einem auf die Vulva abgestimmten pH-Wert von 4,2 bis 4,4.

Was hilft, wenns juckt?

Doch was hilft, wenn Scheide und Vulva jucken?
Selbstverständlich kann man bei einem leichten Jucken erst auf Hausmittel wie Tampons, die mit Nature-Bifidus getränkt sind, zurückgreifen. Ob es nützt, ist nicht wissenschaftlich bewiesen. Ausserdem können Tampons gerade während einer Infektion die Schleimhaut zusätzlich reizen. Apropos Hausmittel: Dass ein Scheidenpilz durch Zuckerentzug verschwindet, ist ein Ammenmärchen. Weniger Zucker zu essen, ist zwar grundsätzlich eine gute Idee, dem Scheidenpilz ist weniger Zucker hingegen ziemlich egal.

Gynäkologinnen und Gynäkologen raten bei einer Pilzinfektion zu Zäpfchen mit Milchsäure-bakterien aus der Apotheke. Diese sind rezeptfrei erhältlich und bringen schnelle Linderung der Beschwerden. Verschwindet das Jucken nicht nach drei Tagen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Denn hinter Brennen und Jucken kann ebenso eine bakterielle Infektion stecken oder schlimmstenfalls eine Geschlechtskrankheit. Die Gynäkologin entscheidet auch, ob der Partner oder die Partnerin mitbehandelt werden muss.

Baumwollunterwäsche bevorzugen

Für die Wäschehygiene gilt: Bei einer Pilzinfektion die zarten Spitzendessous durch Slips aus Baumwolle ersetzen. 
Denn im Gegensatz zu Synthetikfasern ist Baumwolle atmungsaktiv und kann bei 60 °C gewaschen werden. Wichtig ist, dass für die Wäsche bleichehaltige Waschmittel verwendet werden und die Unterwäsche nach dem Waschgang besonders gut gespült wird.

Ein gesundes Scheidenmilieu ist die beste Vorsorge gegen eine Pilzinfektion

#1 Vagina und Vulva richtig reinigen: Die selbstreinigende Vagina weder spülen noch auswaschen. Die Vulva nur mit warmem Wasser abspülen oder allenfalls mit milden, parfümfreien Reinigungsprodukten sanft waschen.
#2 Keine Feuchttücher, Intimsprays oder -deos benützen.
#3 Trockene Haut im Intimbereich mit speziellen Cremes oder Ölen pflegen.
#4 Auf Slipeinlagen verzichten: Die klebende Unterseite blockiert die Luftdurchlässigkeit von Unterwäsche.
#5 Nasse Badebekleidung sofort wechseln.
#6 Bei Antibiotikaeinnahme Milchsäurebakterien von aussen zuführen (Zäpfchen).
#7 Nach dem Toilettengang von vorne nach hinten wischen, damit keine Keime in die Vagina gelangen.
#8 Gesund essen, genügend Schlaf und Bewegung sorgen für Ausgeglichenheit und Entspannung.

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