20. November 2023

Völlegefühl: Wie Steine im Bauch

Völlegefühl: Wie Steine im Bauch

Vier-Gang-Festmenü, Fondue, Zimtsterne und Co. Zum Jahresende essen wir gerne lecker und oft auch zu viel – mit Konsequenzen. Interessantes rund ums Völlegefühl.

(Text: Mag. pharm Judith Robatscher, geschäftsführende Apothekerin Medbase Apotheke Einsiedeln Engel)

Was verursacht Völlegefühl?

Meist liegt es an der letzten üppigen Mahlzeit. Nehmen wir sehr grosse Portionen zu uns, dehnen sich die Magenwände, weil die Nahrung nicht so schnell weiterverarbeitet werden kann. Essen wir zu schnell, gelangt zu viel Luft in den Magen-Darm-Trakt. Wir spüren einen Druck im Bauch, und manchmal treten Blähungen auf. Völlegefühl kann aber auch ein Symptom einer Verdauungsstörung sein.

Welche Lebensmittel verstärken das Völlegefühl?

Stark fett- oder zuckerhaltige Speisen können auf den Magen schlagen. Also beispielsweise Fondue, Frittiertes,Sauce Hollandaise oder Schwarzwälder Kirschtorte. Die Verdauung von Fetten bedeutet für die Bauchspeicheldrüse und die Galle viel Arbeit. Die Fette werden nur langsam aufgespaltet. Dadurch liegt der Speisebrei länger im Darm, und es bilden sich mehr Gase. Lebensmittel wie Kohlgemüse, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte wirken stark blähend und verstärken das Völlegefühl. Sie enthalten gewisse Ballaststoffe, die erst im Dickdarm verwertet werden. Bakterien zersetzen sie dort, wobei Gase entstehen, die den Darm dehnen.

Hängt das schnelle Sättigungsgefühl mit dem Esstempo zusammen?

Ja, wenn wir das Essen fast schon verschlingen und nur wenig kauen, was oft bei Stress ge-schieht. Das kann das Verdauungssystem überfordern und viel Luft in den Magen bringen. Das Luftschlucken tritt auch auf, wenn wir uns beim Essen angeregt unterhalten. Grundsätzlich ist es wichtig, langsam zu essen und ausgiebig zu kauen. Das Sättigungsgefühl setzt erst nach etwa 20 Minuten ein. Essen wir zu schnell, haben wir womöglich bereits einen Nachschlag auf dem Teller, bevor uns der Körper signalisieren kann, dass er satt ist.

Sind Blähbauch und Magendruck harmlos?

Tritt der dicke Bauch nach einer opulenten Mahlzeit auf, liegt das typischerweise an einer Übersättigung. Diese ist harmlos und verschwindet von selbst wieder. Ein Druck in der Magen-gegend – manchmal begleitet von Durchfall, Übelkeit oder Blähungen – kann ein Hinweis auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine Magen-Darm-Erkrankung sein. Wer häufig unter Völlegefühl leidet, ohne davor gegessen zu haben, sollte die Hausärztin oder den Hausarzt aufsuchen.

Auf kulinarische Genüsse zu verzichten, fällt vielen schwer. Kann man dem Völlegefühl vorbeugen?

Zu den Feiertagen gehört gutes Essen in Gesellschaft. Den Teller nicht überladen, gut kauen und zwischen den Gängen Pausen lassen, sind gute Ansätze. Eine Tasse Ingwertee circa 30 Minuten vor dem Festmahl kann dem Völlegefühl etwas entgegenwirken. Für eine bessere Verdauung  empfiehlt es sich generell, während des Essens nichts oder nur kleine Mengen zu trinken. So werden die beteiligten Verdauungssäfte nicht durch zusätzliche Flüssigkeit verdünnt. Auch Bitterstoffe können schweres Essen bekömmlicher machen. Ein knackiger Salat mit Bitterstoffen eignet sich daher hervorragend vor deftigen Hauptgerichten. Bitterstoffe stecken zum Beispiel in Chicorée, Radicchio, Rucola, Löwenzahn oder Artischocken.

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Wie lindert man das Völlegefühl?

Es gibt natürliche Verdauungsförderer wie Kümmel, Kardamom, Ingwer, Fenchel, Salbei oder Pfefferminze. Diese können als Gewürz dem Essen zugefügt oder als Tee getrunken werden. Zudem unterstützt leichte bis moderate Bewegung die Verdauung und reduziert so das  Völlegefühl. Wie wäre es also nach dem Essen mit einem Spaziergang statt einer Siesta oder dem Sofa-Lounging?

Wie sieht es mit dem Kaffee nach dem Dessert aus?

Die Bitterstoffe im Kaffee oder Espresso regen die Verdauung an und wirken wohltuend. Sie verhindern aber das Völlegefühl nicht. Auch in Schokolade mit einem Kakaoanteil von über 70 Prozent sind viele Bitterstoffe enthalten.

Aber das Verdauungs-Schnäpsli nach dem Essen hilft doch?

Irrtum. Ein hochprozentiges «Verdauerli» verbrennt den schwer verdaulichen Klumpen im Magen nicht. Dennoch scheint der Schnaps das Gefühl von «Steine im Bauch» zu lindern. Das liegt jedoch daran, dass Alkohol die Magenmuskulatur kurzzeitig entspannt. Alkohol, wie übrigens  auch Nikotin, verzögert jedoch die Magenentleerung. Die Leber baut zuerst den Alkohol ab, weshalb die Fettverbrennung warten muss. Das üppige Mahl wird also noch später verdaut.

An den Festtagen wird vermehrt Alkohol getrunken. Welchen Effekt haben Bier und Wein auf die Verdauung?

Die Hefe im Bier sorgt für eine Luftansammlung im Magen und kann das Völlegefühl verstärken. Übrigens gilt dies auch für kohlensäurehaltige Getränke. Dazu gibt es eine interessante Unter-suchung aus der Schweiz: Zwanzig Teilnehmende tranken zu einem Käsefondue entweder schwarzen Tee oder Wein. Manche bekamen zudem nach dem Essen einen Schnaps, andere Wasser. Das Ergebnis: Je mehr Alkohol, egal ob Wein oder Schnaps, mit oder nach dem Fondue getrunken, desto langsamer die Verdauung und die Magenentleerung.

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